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Kategorie:Jugendliche
01 März, 2023
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„Da kann jeder so sein, wie er ist“: Erinnerungen an eine Jugend im Jugendhaus Möhringen

01 März, 2023

Das Jugendhaus Möhringen wird 40. Am 31. März feiert der beliebte Treff am Möhringer Bahnhof sein Jubiläum. Kreativdirektor und Regisseur Kai Thomas Geiger hat einen Teil seiner Jugend in den Räumen des alten Postgebäudes verbracht. Seine Erinnerungen an die Zeit zwischen Proberaum und Tischkicker hat er ins seinem Buch „autoreverse“ festgehalten. Am Jubiläum kann er nicht teilnehmen. Zeit für schnelles Gespräch davor:

Inwieweit hat die Einrichtung in Ihrer Jugend eine Rolle gespielt?

Ich erinnere mich gut an die Zeit, als das Jugendhaus aufgemacht hat. Vorher gab’s einfach für Jugendliche in Möhringen keinen Raum. Und plötzlich war da ein Ort, an dem man sich treffen konnte. Wir haben unser gesamtes Cliquenleben dahin transferiert und haben da auch immer neue Leute kennengelernt und dann bei uns „aufgenommen“. Natürlich gabs auch die verfeindeten Gruppen. Dass der Konflikt mit denen sich in dem gemäßigten Rahmen des Jugendhauses abgespielt hat, hat die ganze Sache sicher befriedet. Ich hab das Gefühl, das Jugendhaus hat vielen in Möhringen den Arsch gerettet, um es mal so auszudrücken, wie wir zu der Zeit gesprochen haben. 

 Gab es prägende Momente und woran erinnern Sie sich besonders gerne?

Wir haben Stunden am Tischkicker verbracht. Das waren hart umkämpfte Duelle. Es gab die Regel „Zehnnull - ne Cola“: wer 10:0 verloren hatte, musste dem anderen eine Cola zahlen. 

Wenn wir nicht gekickert haben, haben wir 20ab gespielt. Ein Kartenspiel, das heute nix von seinem Unterhaltungswert verloren hat. Und natürlich ist hängengeblieben, wie wir mit der Schülerband im Jugendhauskeller proben konnten. Unser vorheriger Proberaum war im Büro (!) des Vaters unseres Gitarristen. Ich glaube, die Nachbarn haben drei Kreuze geschlagen als wir da aus- und im Jugendhaus eingezogen sind.

 Was ist Ihnen durch den Kopf gegangen, als Sie unsere Einrichtung wieder besucht haben?

Ich war neulich da und super angenehm überrascht, was für tolle Räume das sind und welch positive Energie die haben. Das ist keine dunkle Kaschemme für junge Menschen, sondern ein echter Wohlfühlort. Ich hatte auch das Gefühl, dass sich da eine Sache überhaupt nicht geändert hat in 40 Jahren: Da kann jeder so sein, wie er ist und muss nix vorspielen, um reinzukommen.

Was war Ihnen damals wichtig – und worüber wundern Sie sich heute?

Ich hab mich gefragt, ob man ein paar Dinge heute anders machen muss, um ein attraktives Angebot für Jugendliche zu sein. Aber ich bin natürlich raus aus dem Thema. Also braucht es im Jahr 2023 einen Computerraum, wenn alle den Computer in der Hosentasche haben? Keine Ahnung. Für uns war damals wichtig, dass es ein geschützter Space war: Dach überm Kopf, keine Eltern, keine Lehrer - und wir die Regeln für das Miteinander aber weitestgehend miteinander aushandeln mussten. Ich glaube, das hat ein paar soziale Skills ganz gut trainiert.


Infos zum Jubiläumsprogramm: https://www.jh-moehringen.de/jugendhaus.html

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